Alfred Komarek
Feld*Bett
1997-2027
Mit Skulpturen in der Landschaft hat man sich versöhnt, auch wenn sie nicht jedem erzählen, was sie zu sagen haben. Aber Betten in der Landschaft, solche, die sich auch noch dreist dazu bekennen, "Feld*betten" zu sein, irritieren zutiefst. Dabei hat alles so harmlos begonnen: Der Architekt Siegfried Meinhart wollte eine schöne, vielschichtige Erfahrung mit anderen Menschen teilen. Im Garten seines Hauses steht seit Jahren ein schmuckloses, schönes, hartes und behagliches Bett. Er sucht es auf, um der Zeit ihre Hast zu nehmen und der Veränderung ihre Unerbittlichkeit, Licht und Schatten, Wind und Wetter, Mond und Sterne, Sonne und Wolken sind die Gefährten seiner Gedanken und Träume. In seiner bestimmten Klarheit ist dieses Bett eine kleine, intime Bühne für große Inszenierungen. Auch Gäste dürfen sich am Gartenbett erfreuen und sie taten das sehr gerne: liegend, auf der Bettkante sitzend, alleine oder zu mehreren, träumend oder hellwach oder beides. Ihr leises Glück ließ eine Vorstellung reifen: Viele Betten sollten in Oberösterreichischen Landschaften die Sinne für ihr tieferes Wesen sensibilisieren, Tagträume und Nachtträume erlebbar machen. Die Gestalt dieser Feld*Betten lenkt durch nichts von ihrer Bestimmung ab, sich dem Raum und der Zeit gelassen hinzugeben. Unbehandeltes Eisen trägt einen Lattenrost aus langlebigem Lärchenholz, Rost und Verwitterung verändern die Betten ohne sie zu zerstören: Die Feld*Betten werden nicht verlottern, sondern verlandschaften. Ein Infopult gibt Auskunft über den jeweiligen Standort und über andere Feld*betten. Während des Festivals lag auch noch ein Notizblock für Skizzen, Botschaften oder Reflektionen bereit. Jedes Feld*bett einzeln oder mit anderen gruppiert, steht als Zeichen präzise an einem besonderen Punkt in einer bemerkenswerten Umgebung und erhält damit seine Eigenart. Bettwanderer, Bettbesucher, Bettbewohner haben die Wahl: Seebetten in Mondsee, Karstbetten im Toten Gebirge, ein Kaibett am Ufer der Traun in Bad Ischl, ein Spielbett am Linzer Schloßberg, ein Blumenbett in Hinterstoder....
Der letztgenannte Traum- und Ruheort geriet übrigens in aller Unschuld ins Auge eines gesellschaftspolitischen Wirbelsturms. Sogar eine Bürgerinitiative ballte sich zusammen, um gegen die wahren Feinde der Menschheit, nämlich a) Modernität und b) Feld*bett anzustürmen. Dies hatte aber zur Folge, daß jene, die das "Blumenbett" in Hinterstoder mochten und wertschätzten, auch ihre Meinungen niederschrieben und sogar den Namen daruntersetzten. Die Wahlen sind indes vorbei, sprichwörtliches und tatsächliches Gras wird wachsen und irgendwann hat wieder die Stille das Sagen.
Alfred Komarek, Reiseschriftsteller
Wien, September 1997
Alfred Komarek
Feld*Bett
1997-2027
Mit Skulpturen in der Landschaft hat man sich versöhnt, auch wenn sie nicht jedem erzählen, was sie zu sagen haben. Aber Betten in der Landschaft, solche, die sich auch noch dreist dazu bekennen, "Feld*betten" zu sein, irritieren zutiefst. Dabei hat alles so harmlos begonnen: Der Architekt Siegfried Meinhart wollte eine schöne, vielschichtige Erfahrung mit anderen Menschen teilen. Im Garten seines Hauses steht seit Jahren ein schmuckloses, schönes, hartes und behagliches Bett. Er sucht es auf, um der Zeit ihre Hast zu nehmen und der Veränderung ihre Unerbittlichkeit, Licht und Schatten, Wind und Wetter, Mond und Sterne, Sonne und Wolken sind die Gefährten seiner Gedanken und Träume. In seiner bestimmten Klarheit ist dieses Bett eine kleine, intime Bühne für große Inszenierungen. Auch Gäste dürfen sich am Gartenbett erfreuen und sie taten das sehr gerne: liegend, auf der Bettkante sitzend, alleine oder zu mehreren, träumend oder hellwach oder beides. Ihr leises Glück ließ eine Vorstellung reifen: Viele Betten sollten in Oberösterreichischen Landschaften die Sinne für ihr tieferes Wesen sensibilisieren, Tagträume und Nachtträume erlebbar machen. Die Gestalt dieser Feld*Betten lenkt durch nichts von ihrer Bestimmung ab, sich dem Raum und der Zeit gelassen hinzugeben. Unbehandeltes Eisen trägt einen Lattenrost aus langlebigem Lärchenholz, Rost und Verwitterung verändern die Betten ohne sie zu zerstören: Die Feld*Betten werden nicht verlottern, sondern verlandschaften. Ein Infopult gibt Auskunft über den jeweiligen Standort und über andere Feld*betten. Während des Festivals lag auch noch ein Notizblock für Skizzen, Botschaften oder Reflektionen bereit. Jedes Feld*bett einzeln oder mit anderen gruppiert, steht als Zeichen präzise an einem besonderen Punkt in einer bemerkenswerten Umgebung und erhält damit seine Eigenart. Bettwanderer, Bettbesucher, Bettbewohner haben die Wahl: Seebetten in Mondsee, Karstbetten im Toten Gebirge, ein Kaibett am Ufer der Traun in Bad Ischl, ein Spielbett am Linzer Schloßberg, ein Blumenbett in Hinterstoder....
Der letztgenannte Traum- und Ruheort geriet übrigens in aller Unschuld ins Auge eines gesellschaftspolitischen Wirbelsturms. Sogar eine Bürgerinitiative ballte sich zusammen, um gegen die wahren Feinde der Menschheit, nämlich a) Modernität und b) Feld*bett anzustürmen. Dies hatte aber zur Folge, daß jene, die das "Blumenbett" in Hinterstoder mochten und wertschätzten, auch ihre Meinungen niederschrieben und sogar den Namen daruntersetzten. Die Wahlen sind indes vorbei, sprichwörtliches und tatsächliches Gras wird wachsen und irgendwann hat wieder die Stille das Sagen.
Alfred Komarek, Reiseschriftsteller
Wien, September 1997